2 Thessalonians 3

Text: 2.Thessalonicher 3,1-5 Der Apostel empfiehlt sich und seine Amtsführung der Thessalonicher Fürbitte, und zeigt, wie und mit welchem Grund der Zuversicht, er hinwiederum für sie bete. Eine dem Ehrenstand der Kinder GOttes vorzüglich anhangende Würde ist es, daß sie nicht nur füreinander beten, sondern sich dabei auch der großen Angelegenheiten des Reichs GOttes und der Ausbreitung seines Worts annehmen dürfen (Matth. 9, 38). Der HErr der Ernte hat freilich selbst seine Freude an reichlicher Ernte ; doch hat die Gnade ihre Ordnung, vermögen deren immer diejenigen, die nahe gebracht sind, beten sollen für diejenigen, die weiter zurück sind. Das Wort GOttes lauft durch weitere Ausbreitung in Gegenden, wo es zuvor nicht war; es wird gepriesen, wann es beim unter sich Wurzeln und über sich Fruchttragen manches Lob GOttes erweckt. Das Angedenken, was das Wort GOttes auch bei uns zu überwinden gehabt, und wie es sich durchgearbeitet habe, soll uns ein steter Antrieb sein, uns dessen auch mit guter Hoffnung anzunehmen, daß es anderwärts Gleiches auszurichten vermögend sei. Durch Wegräumung oder Gefangenlegen tüchtiger Arbeiter suchte man den Lauf des Worts zu unterbrechen, darum empfiehlt der Apostel diesen Punkt besonders zur Fürbitte (Röm. 15, 31). Wie man auch aus diesem Grunde bei einem sich erhebenden Sturm auf deren Sicherheit zuerst gedacht (Apg. 17, 10+14 und 19, 30+31). Das Streiten wider das Evangelium soll oft Eifer für GOtt heißen; aber der Unverstand dabei macht Alles unartig, und im Grund ist es doch ein arger Unglaube, eine Lust zur Ungerechtigkeit. Wer die Kraft des göttlichen Worts an sich erfahren hat dadurch zum Glauben, und beim Glauben zu vieler Freude und zum Frieden gebracht ist, meint oft, es sollte nicht möglich sein, daß sich nicht auch Andere leicht zum Glauben bequemten. Aber man muß sich oft auch in diesen Bedacht stellen lassen, daß der Glaube nicht Jedermanns Ding sei, damit man teils unter der Erfahrung hievon weniger scheu werde, teils auch der oft scheinbaren Versuchung entgehe, am Glauben, an dessen Lehren und Lauf so lange zu künsteln und zu beschneiden , bis Jedermann es könne sich anständig sein lassen. Doch verhütet der Apostel gleich wieder, daß solche Anzeige das Herz nicht mit Kleinmütigkeit beschwere, und weist sie auf GOttes Treue, d. i. seine Liebe im bereiteten Guten, seinen Ernst im Antrag und Beruf dazu, seine GOttes = Macht zum Stärken in dem zur Wahrheit gegebenen Glauben, und zum Bewahren vor dem Argen und vor den Menschen, hinter die er sich oft steckt. Zu einem von dem HErrn Ergriffenen kann ich auch ein Vertrauen in dem HErrn haben, und dabei die beiden Abwege vermeiden, nicht zu schnell ein großes Vertrauen zu fassen, aber auch nicht über fehlgeschlagene Hoffnung mich zu weit in das Mißtrauen zu verschließen. Durch den Mangel der Liebe GOttes werden so viele vom Glauben abgehalten (Joh. 5, 42+44) und wo man nicht in der Geduld Christi gewurzelt ist, da kann man vom gemachten Anfang wieder leicht abgebracht werden. Deswegen ist es ein viel in sich fassender Wunsch, daß unsere Herzen zur Liebe GOttes und zu der Geduld Christi gerichtet werden. Christus hat Gehorsam und Geduld gelernt, und damit auch allen haltbaren Samen dazu in unser Herz gebracht; darum ist all unser Gehorsam und Geduld wie eine aus diesem Weinstock herausgewachsene Rebe zu achten. Ach drück mir Deinen Leidenssinn doch täglich tiefer ein, laß, mit Dir sterben, mir Gewinn, Dein Kreuz mir Ehre sein! Text: 2.Thessalonicher 3,6-12 Der Apostel beruft sich auf sein Wort und Beispiel, daß Jeder arbeiten, und wie man die - hierin in Unordnung geratenen wieder in Ordnung bringen soll. Im Alten Testament kommen hin und wieder, besonders in den Sprüchen Salomonis, deutliche Anweisungen vor zur Arbeitsamkeit, zum Fleiß, zur Klugheit in Einrichtung seiner Geschäfte usw. Im Neuen Testament wird aus dem Wort vom Reich mehr der himmlische Sinn gepflanzt. Doch da jetzt ein Mißverstand und Mißbrauch dazu schlagen wollte, und unordentliche Gemüter unter dem Vorwand der nahen Zukunft des HErrn von der äußerlichen Arbeit ab - und auf fremde Geschäfte kamen; so begegnet der Apostel der Sache gar ernstlich. Hieraus ist noch ein richtiges Augenmaß zu nehmen, wie auch wir im öffentlichen und besonderen Unterricht zu verfahren haben, damit auf der einen Seite die Religion nicht bloß zur Handlangerin für die bürgerliche Verfassung gemacht werde, wie wenn man die Leute nur zur Haushaltung und Arbeit anzutreiben hätte; und auf der anderen Seite doch auch verhütet werde, daß auf die Lehre GOttes und unseres Heilandes keine unverdiente Schmach falle. - Eine aber noch sanftere Anregung hievon ist schon oben (1.Thess. 4, 10+11 ; 5, 14) geschehen. Der Schade muß aber inzwischen größer geworden sein. Auch wenn man ein Gelübde der Armut übernehmen, und deswegen nichts Eigenes haben, sondern sich auf erbettelt fremd Brot legen wollte, würde diese Unordnung in des Apostels Augen nicht entschuldigen. Viele Dinge werden besser durch Beispiele, als durch Worte gelehrt. Deswegen muß einem Knecht Christi an der Auferziehung seiner Kinder, Regierung seines Hauses, Einrichtung seiner Lebensart in Kleidern, im Genuß der Speise und Trank zc. So viel gelegen sein. Denn was man hievon nicht in öffentlichen Vortrag bringen kann, darin muß das Beispiel lehren, und Andere sind wirklich auf ihn zu sehen berechtigt, und er soll Freudigkeit haben, sie auf sein Beispiel zu weisen. Der Apostel hätte Macht gehabt sich vom Evangelium zu nähren (1.Kor. 9, 14+15), aber er begab sich dessen, um seinen gar mütterlichen Sinn gegen die Thessalonicher zu bewähren (1.Thess. 2, 7-9). Neben allem Erstarken am himmlischen Sinn steht doch die pilgrimsmäßige Treue im Geringen gar wohl. Wer sich für so himmlisch gesinnt und in die Beschauung und Aufwartung vor GOtt hingerückt ausgeben wollte, daß ihm die Arbeit unanständig vorkommt, der sehe nur zu, ob er auch über das Essen erhaben sei; und so lange er noch unter der Notwendigkeit zu essen steht, so nehme er daraus ab, daß er auch noch arbeiten soll. Aus übertriebenen Erkenntnissen und Bemühungen, selbige auszubreiten, nimmt man sich so viel heraus, das nicht befohlen ist; das heißt der Apostel Vorwitz treiben. Nach diesen Stücken soll man sich achten, so lieb uns die Gemeinschaft mit dem HErrn JEsu, der Ruhm an Ihm, die Hoffnung seines Reichs ist. Daher versichert der Apostel so oft, er ermahne durch unseren HErrn JEsum Christum. Text: 2.Thessalonicher 3,13-18 Schlußermahnung mit angehängtem Segens Wunsch. Vor dem Verdrossenwerden zu verwahren lag dem Apostel oft an. Die Versuchungen dazu muß er tief empfunden - den Schaden davon schmerzlich vorausgesehen haben (Man sehe nach: 2.Kor. 4, 1+16 ; Gal. 6, 4 ; Eph. 3, 13 ; Heb. 10, 35-39). Es gibt müdmachende Umstände im Gutestun überhaupt, aber auch in dem, worüber der Apostel nächst zuvor belehrt hatte, nämlich in der ordentlichen Einrichtung, sein eigen Brot zu essen. Darin hat oft auch eine Zeit ihre eigenen Versuchungen. Damals wollten die, so sich der Arbeit entzogen, für die Besten, Geistreichsten, auf die Bereitschaft zur nahen Zukunft des HErrn Bedachtsamsten angesehen sein. Andere die in der Ordnung arbeiteten, mußten sich von ihnen zurücksetzen lassen. Der Apostel aber sagt diesen: Macht nur fort, werdet nicht verdrossen, gebt weder von eurem - aus dem Evangelio gefaßten himmlischen Sinn, noch auch von eurer pilgrimsmäßigen Bescheidenheit etwas ab. Und so muß man auch gegen die neuesten Versuche und Ärgernisse vom Weltlauf immer zusprechen: Werdet nicht verdrossen, lasset den Samen des göttlichen Worts nicht durch Lüste und Sorgen dieses Lebens erstickt werden. - Die Worte: zeichnet an durch einen Brief, lassen sich zuerst ansehen, als ob sie dem Apostel davon Nachricht geben sollten; sie können aber auch so viel bedeuten: Gebt ihm ein Merkmal durch diesen Brief, haltet ihm diesen Brief vor, ob er nicht daraus zu überzeugen ist. In seiner Eigenliebe und Gutdünken meint Mancher: er treffe es weit besser als Andere; aber durch Entziehen vom Vertrauen und Umgang mit ihm muß man ihn empfinden lassen, daß er Ursache hat, sich zu schämen. Doch beugt das Geduldwort der Schriften immer auch wieder dem andern Abweg vor. - Bei Allem was dem Frieden nachzujagen dient, muß der HErr des Friedens das Beste tun. Friede bedarf man in der Kirche, im gemeinen Wesen, in den Häusern, Ehen, Familien, Handwerken, über dem Essen seines eigenen Brots, über Meinungen, darin sich oft Einer über den Anderen Aufbläst. Das Vorhergehende des Briefs mag Paulus einem in die Feder diktiert haben. Zur Vermeidung alles Betrugs und zur Sicherstellung der Gläubigen, an die er schreibt, unterschreibt er es nun eigenhändig, und setzt auch so den Segensgruß bei, damit man seine Handschrift desto gewisser unterscheiden könne. Der HErr (V. 16), und seine Gnade sei mit uns bis zur Erreichung des frohen Ziels, daran wir bei dem HErrn sein werden allezeit!
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